Datum: Juli 2012 – Herbst 2012
Name und Alter des Kindes: Kinder des Waldkindergartens
Beobachterin: Sigrid Moos
Ort der Beobachtung: Gelände des Kindergartens
Im Juli fingen die „älter“ Kinder (Jonathan, Fenja, Jasmin, Niels, Matteo, Noah, Marie) an, die Steine die auf dem Gelände herumliegen mit Feilen und Schmirgelpapier zu bearbeiten. Fast jeden Tag haben sie sich beim Baumstamm im Krater mit den Steinen beschäftigt. Selbst an den Tagen, an denen wir einen längeren Ausflug gemacht haben, sind sie direkt nachher wieder an die Arbeit gegangen. Wir haben daraufhin noch weitere Feilen und Schmirgelpapier mit unterschiedlicher Körnung eingekauft.
Es ergaben sich unterschiedliche Muster. Vor allem mit der Dreiecksfeile konnten die Kinder gut Spuren in den Stein hineinarbeiten.
Die Kinder waren mit voller Konzentration und sehr ernsthaft bei der Arbeit.
Einige Steine haben die Kinder mit einem Steinbohrer durchbohrt und eine Kordel durch das Loch gefädelt, hatte man eine interessante Kette.
Auch die jüngeren Kinder haben sich vom „Steinebearbeiten“ ganz nebenbei die älteren Kinder bei der Arbeit beobachtet und als dann der Arbeitsplatz frei war, mit gleicher Ernsthaftigkeit ebenfalls die Steine mit den Feilen und Schmirgelpapier bearbeitet.
Nach den Ferien fingen einige Kinder direkt wieder mit der Bearbeitung der Steine an. Aus diesem Grund haben wir Ytonsteine im Baumarkt gekauft um noch ein anderes Material anbieten zu können. Außerdem haben wir noch weitere Feilen und Meisel als ergänzendes Werkzeug angeboten. Die Ytonsteine haben wir erst in kleinere Stücke zersägt, damit sie von den Kindern besser zu bearbeiten sind.
Durch die Meisel ergaben sich neue Möglichkeiten. Die Steine konnten mit Hammer und Meisel durch vorsichtiges hämmern Stücke abgeschlagen oder zerteilt werden. Es konnten aber auch Muster hinein gemeißelt werden. Da brauchte man schon jede Menge Geduld.
Die Ytonsteine sind ebenfalls ein beliebtes Arbeitsmaterial für alle Kinder. Die Mädchen haben sich genauso mit dem Material und den verschiedenen Werkzeugen beschäftigt wie die Jungen.
Daniel und Ole, die jüngsten im Kindergarten, haben die anderen Kinder beim Arbeiten beobachtet und dann bei passender Gelegenheit einen Arbeitsplatz übernommen um auch zu feilen. Es geht ihnen noch nicht darum Muster zu erstellen, sondern genauso die Werkstatt zu nutzen und das „die anderen Kinder. Sie wollen das „gleiche“ zu tun wie die anderen Kinder.
Immer wieder gab es auch länger Pausen, in denen nicht in der Werkstatt gefeilt oder gehämmert wurde aber wenn ein Kind damit begann, kamen schnell weitere dazu um auch mitzuarbeiten.
Aber nicht nur die Steine wurden intensiv bearbeitet, sondern der feine Staub wurde zum Giftküche“ benutzt. Manchmal ging es nicht darum, den „Stein“ zu bearbeiten, sondern „Giftstaub“ abzufeilen.
Wir haben dann im Team überlegt, welches Material wir den Kindern noch anbieten könnten und uns dann für
Speckstein entschieden. Das ist ein Material, das sich ganz anders anfühlt als die Ytonsteine, aber genauso vielseitig bearbeitet werden kann. Während Yton rau und großporig ist, ist Speckstein sehr glatt und ganz feinporig. Entsprechend unterschiedlich ist der Schleifstaub.
Beim Speckstein benutzt man zum Teil kleinere Feilen, da die Werkstücke auch kleiner sind. Hier zeigte sich, dass die Kinder inzwischen schon sehr geschickt mit den Werkzeugen umgehen können. Es ist nicht leicht, die kleinen Werkstücke zu halten und gleichzeitig mit Geschick und dosierter Kraft zu bearbeiten
Aber auch der feine Staub des Specksteins eignete sich hervorragend um es in der „Küche“ weiterzuverarbeiten. Gemeinsam ist es einfacher, das wertvolle „Pulver“ in den Topf zu schieben. „Teamwork“ ist hier sehr wichtig.
Wenn man noch das Schmirgelpapier nutzt um den Stein glatt zu machen, bekommt man eine Oberfläche, die sich fast wie Seife anfühlt.
Olivia bearbeitet ihren Speckstein mit einer kleinen Feile die extra für diesen Zweck ist. Sie ist sehr konzentriert bei der Arbeit; man erkennt gut, dass ihr der Umgang mit Werkzeugen sehr vertraut ist.
Mit Schmirgelpapier kann man Speckstein sehr glatt machen.
Die Kinder fragen immer wieder nach den Werkzeuge und Materialien. So können sich die Interessen und Fertigkeiten der Kinder individuell weiterentwickeln. Unterschiedliche Gruppenzusammensetzungen bieten auch immer wieder neue Anregungen und Schwerpunkte. Es ergeben sich bei jeder Gelegenheit neue spannende und anregende Situationen aus denen jedes Kind für sich etwas mitnehmen kann.
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